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Erkrankung und Verletzung der Schulter

Schultergelenkluxation [luxatio glenohumeralis]
Schulterauskugelung

Definition:
Unter einer Ausrenkung [Luxation] bezeichnet man den vollständigen Kontaktverlust der Gelenkflächen eines Gelenkes. Im Falle der Schultergelenkluxation versteht man eine Ausrenkung des Oberarmkopfes [Caput humeri] aus der Schulterpfanne [Glenoid]. Mit der Hälfte aller vorkommenden Gelenkluxationen ist die Schulter das am häufigsten betroffene Gelenk. Ursächlich hierfür ist vor allem die besondere Anatomie des Schultergelenkes. Denn die Gelenkfläche des Schulterblattes ist verhältnismäßig zu klein und flach, so dass der große Oberarmkopf nicht vollständig umfaßt wird. Dies ermöglicht dem Schultergelenk zwar eine große Bewegungsfreiheit, doch gleichzeitig bedeutet dies eine sehr geringe passive Stabilität. Die aktive Stabilität des Gelenkes erfolgt durch mehrere Muskeln (Rotatorenmanschette), die das Gelenk umfassen und führen. Eine schwach ausgebildete Muskulatur der Rotatorenmanschette bedeutet einen erheblichen Risikofaktor für eine Ausrenkung der Schulter. Geschieht dies ohne einen Unfall spricht man von einer habituellen Luxation im Gegensatz zu einer unfallbedingten [traumatischen] Luxation. Hier gibt es eine Reihe weiterer Risikofaktoren, wie z. B. eine familiäre Disposition, bestimmte Erkrankungen (z. B. Epilepsie) oder Risikosportarten (z. B. Extremklettern, Kitesurfen).
Bei einer Schulterluxation bleibt es unter Umständen nicht bei einem blossen Kontaktverlust der Gelenkflächen, sondern es kommt beim Ausrenken auch meisst zu Verletzungen umliegender Strukturen:
  • Abriss des Knorpels oder Knochens von der Kante der Gelenkfläche am Schulterblatt [Bankart-Läsion]
  • Defekt am Oberarmkopf [Hill-Sachs-Läsion]
  • Verletzung der Gelenkkapsel
  • Riss der Rotatorenmanschette (vor allem bei älteren Menschen)
  • Verletzung umliegender Nerven und/oder Blutgefäße


Ursache:
Eine Schulterluxation geschieht im jungen Alter von 15 bis 30 Jahren hauptsächlich beim Sport. Besonders häufig befindet sich der Arm dabei in einer seitlich gestreckten, nach außen gedrehten Haltung. Die Luxation entsteht durch Krafteinwirkung auf den Arm von vorne, entweder durch einen Sturz oder evtl. beim Sport durch das Zusammenstoßen mit einem anderen Spieler. Bei diesem Unfallvorgang renkt sich die der Oberarmkopf nach vorne aus der Gelenkpfanne aus. Dies ist mit 95 % aller Schulterluxationen die häufigste Form.
Im Alter von 50 bis 60 Jahren wird eine Schulterluxation häufig durch eine mangelhafte Stabilisierung durch die Rotatorenmanschette begünstigt. Auslöser ist zwar meist auch ein Sturz, jedoch reicht hier in vielen Fällen auch ein geringer Unfallmechanismus.
Eine weitere Ursache, besonders bei einer immer wieder auftretenden Schulterluxationen ohne auslösendem Unfallmechanismus, kann eine Bindegewebsstörung mit übermäßiger Beweglichkeit der Gelenke [Laxidität] sein, die entweder vererbt oder erworben sein kann.
Seltener kann ein Krampfanfall [epileptischer Anfall] oder ein Stromunfall zu einer Schulterluxation führen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Schulter ein vor allem muskelgeführtes Gelenk ist.


Symptom:
Typisch für eine Schulterluxation ist ein plötzlicher Beginn und heftige Schmerzen, die bei Bewegung eines in Schonstellung (in 95% der Betroffenen: außengedrehter, abgespreizter Oberarm) gehaltenen Armes deutlich intensiviert werden. In seltenen Fällen kann es durch eine Beteligung von Nerven und Gefäßen zu einem Gefühlsverlußt im Arm- und Schulterbereich kommen.


Diagnostik:
Als wichtigstes Diagnostikum der Schulterluxation ist die Unfall- und Beschwerdeschilderung des Betroffenen sowie die Angabe ob bereits Luxationen in der Vergangenheit vorgelegen haben. Unerläßlich ist ferner die körperliche Untersuchung. Hier kann man zum Beispiel die "leere" Gelenkpfanne feststellen
Schulterluxation
und die Lage des Oberarmkopfes zur Pfanne ertasten. So kann beurteilt werden, ob eine der häufigeren vorderen oder eine seltene hintere Luxation vorliegt. Überprüfung der Durchblutung und Sensibilität sowie Zwangshaltung des Armes. Zum Nachweis einer verbliebenen Instabilität nach stattgehabter Schulterluxation gibt es weitere Tests wie den Apprehension-Test.
Zur weiteren Diagnosestellung ist
Wieder eingerenkte Schulter
die Anfertigung eines Röntgenbildes, zu fordern in diesem zeigen sich die frische Luxation mit Kontaktverlußt des Gelenkes zwischen Oberarmkopf und Schulterpfanne und dient dem Ausschluß knöcherner Begleitverletzungen am Oberarmkopf und/oder an der Gelenkspfanne.
Zur weiteren Diagnosesicherung hilft im Verlauf die Anfertigung einer Kernspintomographie. Im Verlauf nach stattgehabter und wieder eingerenkter Luxation dient sie als bestes Untersuchungsmittel zur Erkennung einer Begleitverletzung der Pfanne, der Rotatorenmanschette und/oder der Kapsel.


Therapie:
  • Verfahren der Wahl bei Erst-Luxationen ohne Begleitverletzungen ist immer die sofortige Einrenkung [Reposition] mit anschließender Kontroll-Röntgenaufnahme. Diese sollte innerhalb einer Stunde sein, um eine weitergehende Weichteilverletzung zu reduzieren
  • Anschließend Ruhigstellung im Verband (Gilchrist-Verband oder Schulterschlinge) für maximal 3 Wochen mit sofortigen Bewegungen aus dem Verband heraus
  • Krankengymnastik und physikalische Anwendungen nach Reposition zur muskulären Re-Stabilisierung des Schultergelenkes
  • Operative Therapie bei erfolglosem konservativen Repositionsversuch, einer Reluxation (erneute Luxation) und bei Begleitverletzungen. Diese wird in Form eines arthroskopischen Verfahrens zur Behebung der Begleitverletzungen (Defekte an der vorderen Gelenklippe [Labrum-repair], an dem vorderen Pfannenrand [Bankart-repair], am Knorpel, am Knochen, Kapsel oder Rotatorenmanschette) durchgeführt


Prognose:
Nach operativer Therapie werden die meisten Patienten auch bei Begleitverletzungen der Schulter nach 1 Jahr beschwerdefrei. Es resultiert hierdurch gelegentlich ein Bewegungsdefizit.